rumgestromert
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Goethe-Theater...Bad Lauchstädt

Bad Lauchstädt und sein Goethe-Theater
Also, Bad Lauchstädt, da müssen wir das Mützchen ziehen. Keine 5000 Einwohner und gleich zwei Attraktionen, als da sind der Kurpark und das Goethetheater. Der Kurpark und die Kuranlagen  liebevoll saniert hinken natürlich ein bisschen hinterher angesichts eines Goethe, der sich hier sein Theater hat errichten lassen, einen äußerlich schlichten Bau in diesem sonst schmucken spätbarocken Ensemble. Und letztlich aber war es das Theater, dass in den Zeiten des Niederganges in den letzten 200 Jahren dem Verfall und Abbruch der Kuranlagen entgegenwirkte. Schon vor Goethe wurde hier Theater gespielt, seit 1761, erst auf einer Bretterbühne später dann in einem eher einer Scheune ähnelnden Gebäude und dann in einem kleinen Volkstheater. Bellomo, ein Schauspieldirektor aus Weimar,  trat mit seinen in Weimar aufgeführten Stücken auch in Lauchstädt auf, mit großen Dramen von Lessing, Goethe und Schiller. Lauchstädt günstig zwischen Halle und Leipzig gelegen hatte neben seinen Kurgästen ein vielversprechendes Einzugsgebiet und Förderer wider Willen. In Halle hielt der Pietismus seinen Siegeszug und die Nachfolger Hermann August Franckes sorgten zur Reinerhaltung ihrer christlichen Weltanschauung dafür, dass Schauspielaufführungen in Halle und einem Umkreis von zwei Preußischen Meilen untersagt waren. So nutzte das theaterbegeisterte Halle die Lauchstädter Aufführungen und das Lauchstädter Theater wurde ein profitables Unternehmen. 1791 gründete der Herzog von Weimar sein eigenes Hotheater, legte die Oberdirektion in Goethes Hände und dieser hielt Lauchstädt für einen schauspielwürdigen Aufführungsort. Bellomos Theater wurde aufgekauft, die Stücke in Weimar und im Kurort aufgeführt. In 14 Vorstellungen nahm man hier soviel ein wie in 100 Vorstellungen in Weimar. Das von Bellomo hinterlassene Theater genügte allerdings nur einfachsten Anforderungen. Voller Enthusiasmus nahm Goethe 1797 den Bau eines neuen Lauchstädter Theaters in Angriff. Der Intriegenstadl am sächsischen Hof in Dresden sorgte dafür, dass die allerhöchste Entscheidung zum Theaterbau Jahr für Jahr verschoben wurde. Fünf Jahre später dann die positive Zusage an Goethe, die es verdient hier im Original wiedergegeben zu werden: Von dem Drang der Umstände, von unruhiger Tätigkeit, von leidenschafticher Kunstliebe, von unbesiegbarer Produktivität getrieben, beseitigen wir endlich alles Entgegenstehende....Das faule Pack verstand es elegant zu formulieren. Natürlich hatte Goethe auch seine eigenen architektonischen Vorstellungen zum Theaterbau, alles schön von ihm entworfen und in seinem Nachlass einsehbar, aber ein anderes wurde gebaut. Der Dichterfürst arbeitete dann während der Bauarbeiten mit dem Bauleiter Götze zusammen, man stimmte sich ab und ließ es sich nicht nehmen, dem Richtfest mit Merseburger Bier beizuwohnen. Dann der große Tag und am Morgen der Eröffnung noch Lärm und Verwirrung im Theater, Zimmerleute und Tischler sägten, Maler und Tüncher strichen und das ganze Haus lag voller Bretter. Zur abendlichen Vorstellung war alles rechtzeitg fertig. Aber was für ein Andrang, das Haus konnte die Zahl der Zuschauer nicht fassen, die äußeren Türen mussten geöffnet werden und dreißig Dragoner aus den nahe gelegenen Schafstädt kümmerten sich mit gezogenem Säbel um den Menschenstrom. Schiller, an diesem Tage unpässlich, konnte der Eröffnung nicht beiwohnen, dafür Schelling, Hegel, Wolf und Niemeyer aus Halle. Die Eröffnung ein voller Erfolg und die nachfolgenden Aufführungen ebenfalls. Nach neun Tagen sind 1500 Taler eingespielt und Goethe ist hochzufrieden, blieb einen ganzen Monat mit seiner Familie in Lauchstädt und das von ihm bewohnte Haus ehrt ihn noch heute mit einer Gedenktafel. Nach diesem Auftakt im Jahre 1802 folgten noch zwei mehrwöchige Aufenthalte Goethes in den Jahren 1803 und 1805. Danach ist Goethe nicht mehr nach Lauchstädt gekommen, obwohl die Weimarer Schauspielergesellschaft bis 1811 dort regelmäßig spielte. Mit dem letzten Auftritt der Schauspielertruppe im Jahr 1814 verlor sich das Theater aus Goethes Gesichtskreis und die großen Tage Bad Lauchstädts waren Geschichte. Erwähnenswert natürlich 1803 der vierzehntägige Besuch Schillers, schmetternde Rufe, Hand-und Füßgetöse, großes Hallo und Musik und Gesang zu seinen Ehren. Nebenbei noch ein Brief an die in Lauchstädt wohnende Charlotte von Lengefeld, ein Heiratsantrag dem am gleichen Tag das Jawort folgte. Die Neuregelung durch den Wiener Kongress dann auch für Lauchstädt mit einschneidenden Auswirkungen und aus sächsischen Untertanen wurden nun preußische. Zwar erwarb der Preußische Staat das Theater für 5000 Taler, aber das königliche Schauspielhaus hatte seine Bedeutung verloren, ebenso der Kurort. Am Sonntag ein Ausflugsort für die in Halle, Leipzig und Merseburg Wohnenden und ansonsten ein Versinken in den Schlaf eines Landstädtchens. Erwähneswert noch das erste Engagement eines Richard Wagner 1834, zweiundzwanzigjährig als Musikdirigent, allerdings noch ohne Siegfried und Walküre. Aus die Maus. Danach nur nur noch Bedeutungslosigkeit und Verfall, Abrisspläne unter Federführung des preußisches Staates. Deutschlandweit lauter Protest der Goetheverehrer und schließlich die Rettung durch den hallischen Unternehmer Lehmann, Theatersanierung und Wiedereröffnung des Spielbetriebs, in Folge dessen auch eine Sanierung der Kuranlagen. Erneuter Anstrich zum Goethejahr 1932 und im Zweiten Weltkrieg hatte Bomber-Harris den Kurort nicht auf dem Radar, so dass Lauchstädt unbeschädigt in sozialistische Hände überging, die in den 1960er Jahren umfangreiche Wiederherrstellungsarbeiten leisteten.  

 

Aus der Zeitschrift ...Illustrirte Zeitung...vom 18.Juni 1908

Die Eröffnung des wiederhergestellten Schauspielhauses in Lauchstädt

Als zum letzten mal an dieser Stelle in Wort und Bild des Lauchstädter Theaters gedacht wurde – es war im Dezember 1904 – schienen die Tage der klassischen Stätte, die durch Goethe und Schiller geweiht waren für alle Zeiten, gezählt zu sein. Das glänzende Kostümfest, mit dem in Gegenwart des Großherzogs Karl Alexander von Weimar am 2. Juli 1896 die Feier des 200jährigen Bestehens des kleinen, freundlichen Bades begangen wurde, ein Gedenktag, der eine Uraufführung der „Geschwister“ und des dritten Aktes der „Pikkolomini“ brachte, sah aus wie das Schlußkapitel einer Bühne, die in mannigfacher Gestalt, mit wechselndem Schicksal bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreicht und nicht nur für das harmlose Lauchstädt, zwischen Halle und Merseburg gelegen, sondern für die Geschichte des Theaters überhaupt eine unauslöschliche Bedeutung hatte. Die Altersschwäche des kleinen Gebäudes, das in sich selbst zusammenfallen drohte, schloß seinen ferneren Gebrauch aus, auch wenn sich ein wagemutiger Unternehmer gefunden hätte, der Luft verspürte, in dem bedeutungslos gewordenen kleinen Bade weitere Aufführungen zu veranstalten.

Der Verfasser des oben erwähnten Aufsatzes, der das deutsche Volk zu einem Protest gegen die Vernichtung des „Nationaldenkmals der deutschen Schauspielkunst“ aufrief, ahnte nicht, daß die zur Rettung des Lauchstädter Theaters bereiten Geister schon am Werke waren. Erst als diese verstaubte und morsche Bühne in den sonnendurchglühten Tagen des Mai 1905 ihren Teil zu Ehren des Schiller-Gedenktages beitrug, wobei unter Max Richards Leitung das Hallesche Schauspielensemble „Kabale und Liebe“ in wohlgelungener, begeistert aufgenommener Form zur Aufführung brachte, wurde es bekannt, daß ein Hallescher Kunstfreund, der Geheime Kommerzienrat H. Lehmann, Ehrendoktor der Universität Halle, bereits die Mittel zur Verfügung gestellt und die Wege geebnet hatte, die die Erhaltung und erneute Nutzbarmachung dieses Schauspielhauses ermöglichte. Schon im Jahre 1903 waren die Halleschen Architekten Lehmann und Wolff mit der Barbeitung von Plänen zur Wiederherstellung des Baues von ihm beauftragt worden; aber erst nach langen Verhandlungen mit dem preußischen Fiskus, der gerade zu dieser Zeit mit der Gemeinde Lauchstädt, später mit der Provinz Sachsen wegen des Verkaufs des ganzen Bades in Unterhandlung stand, gewann das Projekt greifbare Gestalt. Im Jahr 1906, als die Verwaltung der Provinz Sachsen in des Besitz des Bades und somit auch in den Besitz des Theatergebäudes gelangt war, wurde das Lehmannsche Anerbieten angenommen; jedoch erst im Herbst 1907 konnte mit den Restaurierungsarbeiten begonnen werden.

Die Wiederherstellung des Schauspielhauses gestaltete sich insofern als schwierig, als vor allem dem mit naiver Primitivität konstruierten Theater, soweit wie nur möglich, sein ursprünglicher Charakter innen und außen erhalten werden sollte und doch gleichzeitig die Anforderungen der modernen Feuer- und Bausicherheit vollkommen berücksichtigt werden mussten. Das angefaulte Holz der Umfassungswände und des Dachstuhls mussten erneuert, letzterer gehoben, die Wände selbst geradegerichtet werden werden. Die Bretterwände zwischen Zuschauerraum und Bühne sowie zwischen dieser und den Umkleideräumen der Schauspieler mußten massiv gestaltet, die Ausgänge vermehrt und erweitert, Nottreppen, Rauchschlote, ein Wasserreservoir angelegt und anderen Erfordernissen des modernen Hauses Rechnung getragen werden. Auch das Dach, bisher nur mit Dachpappe bedeckt, erheischte einen soliden Mantel.

Das Problem trotz aller dieser Neuerungen dem Theater sein ursprüngliches anspruchslos-idyllisches Bild zu wahren, ist in ganz überraschend glücklicher Weise gelöst worden. Die Ehrengäste, die von nah und fern am 13. Juni der Einladung des Landeshauptmanns der Provinz Sachsen zur Teilnahme an der Eröffnungsfeier des neuen Schauspielhauses gefolgt waren, wurden beim Anblick des in alter Beschaulichkeit zwischen den rauschenden Lindenbäumen daliegenden Musentempel höchstens durch das neue Dach daran gemahnt, daß hier neues Leben aus den Ruinen gewachsen ist. Auch im inneren des Hauses hat sich nur soviel geändert, wie zur Erzielung der unerläßlichen Bequemlichkeit und und Benutzbarkeit notwendig war. Selbst der ehrwürdige aus Holz geschnitzte Kronleuchter war geblieben und ergänzt mit mit seinem Kerzenlicht die sonst durchweg elektrisch gewordene Beleuchtung. Mit klugem Geschmack ist die Verbindung zwischen der aus den klasischen Zeiten des Bades berühmten Linden- und Kastanienallee und dem tiefer gelegenen Theaterplatz durch eine mit geschweifter Brüstungsmauer flankierte Treppe hergestellt worden. Ist erst einmal die Hecke, die um den ganzen Theaterplatz geplant ist, bis zu der nötigen Höhe gediehen, dann liegt das schmucke Theater unter dem Schutz der ragenden Bäume in einem Rahmen, wie er friedlicher und stimmungsvoller so dicht neben dem Restaurationsbetrieb der Badeanlagen und dem bescheidenen Leben eines nüchternen Landstädtchens kaum gedacht werden kann. Die eintönige Landschaft mit ihren Rüben- und Kornfeldern, durch die die Eisenbahn die Gäste trug, ist vergessen, das gefährliche Pflaster und der Staub der Lauchstädter Landstraße sind verziehen, desgleichen das mancherlei Ungemach, daß die Jugend des Festspieltrubels en miniature im Gefolge hatte, und willig gab sich der Besucher der eigenartigen Stimmung hin, die alle vom Hauch des Genius geweihten Stätten auszustömen wissen.

Daß die Eröffnungsvorstellung diese Stimmung nicht zerstörte, sondern wenn auch nur in bescheidener Weise, noch steigerte, ist vielfach das höchste Lob, das den an dem Werk beteiligten Kräften gespendet werden kann, zumal da die Wahl auf Goethes „Iphigenie“ gefallen war, ein Werk, dessen klassisches Pathos und überlebensgroße Leidenschaft nur schwer mit den engen Grenzen des Raumes vor und auf der Bühne in Einklang zu bringen war. Der Aufführung gingen voraus Glucks „Iphigenien-Overtüre „ und ein Prolog von Ernst von Wildenbruch, dessen nicht durchweg beifallswürdiger Gehalt durch die Manier, mit der Karl Weiser, der Oberregisseur des Weimarer Hoftheaters, in der Maske des trauernden Barden die Verse sprach, nicht recht nahegebracht, aber von der geladenen Zuhörerschaft, darunter die Spitzen der sächsischen Provinzial- und Militärbehörden, die Rektoren, Dekane und zahlreiche Professoren der Universitäten Leipzig, Halle und Jena, die Chargierten vieler studentischen Korporationen in vollem Wichs, Theaterdirektoren, Schriftsteller, Rezensenten und Damen in duftigen Sommertoiletten, freundlich aufgenommen wurde. Um die Festvorstellung selbst, die sich unter der Oberleitung des Hofrats Max Richards (Halle) und unter der Regie des Halleschen Oberregisseurs Karl Scholling in lebhaftem Tempo abwickelte, erwarb sich in erster Linie Amanda Lindner durch ihre hoheitsvolle Iphigenie, eine in Erscheinung, Sprache und Spiel klassischvornehme und dabei doch ungemein packende Leistung, große Verdienste. In wirksamen Farben war der deklamatorisch meisterliche Orest von Rudolf Christians gehalten; mit prächtiger Herzlichkeit stattete Hermann Böttcher (Berlin) den Pylades aus. Auch Walter Sieg (Halle) wurde in Arkas seiner Aufgabe in würdiger Weise gerecht; etwas weniger befriedigte der Thoas , den Wilhelm Diegelmann (Berlin) mit zu übertriebener Brutalität gab. Die Aufführung war in ihrer Gesamtheit sorgfältig abgetönt und durch geschickt gemaltes und gestelltes, gut beleuchtetes szenisches Bild unterstützt. Sie fand nach allen Akten stürmischen Beifall. Auch während der langen Pause, die im milden Abendsonnenschein unter den weit mehr als ein Jahrhundert alten, ragenden Linden, dem schönsten und nicht nachzuahmenden Schmuck des Lauchstädter Theaterplatzes, zugebracht wurde, hielt die gehobene Stimmung an. So recht nach Festspielart.

Für die leibliche Verpflegung der Gäste war im Kurhause Fürsorge getroffen und dabei der Lauchstädter Tradition, deren bereits in einer Reisebeschreibung aus dem Jahre gedacht wird, Treue bewahrt worden. Auch an Literaturerzeugnissen zur Feier des Tages war kein Mangel. Als die wertvollste Gabe unter den mancherlei Publikationen verdient die stilvoll ausgestaltete und anschaulich geschriebene Festschrift aus der Feder des Architekten des neuen Schauspielhauses ( Das Goethe-Theater in Lauchstädt. Seine Geschichte und seine Wiederherstellung im Jahre 1908 mit zahlreichen Abbildungen von Gustav Wolff, Gebauer-Schwetschke; Halle an der Saale) besondere Erwähnung.

Möge auch über dem fernen Geschick des neuerstandenen Lauchstädter Schauspielhauses ein freundlicher Stern strahlen und es, wenn auch zu keinem „Bayreuth des Schauspiels“, wovon Enthusiasten schwärmen, wohl aber zu einer Kunststätte machen, in der zur Sommerzeit die Freunde der Musen sich ein Stelldichein geben. Der heiligen Vergangenheit zum Gedächtnis, der kunstfrohen Gegenwart zum Genuß, zur Zukunft zur Lehre.

Otto Sonne

 

 

Aus dem Zentralblatt der Bauverwaltung 1908 Nr.80 vom 7. Oktober

 

Das Goethe-Theater in Lauchstädt

Unweit von Halle und Merseburg liegt Bad Lauchstädt, ein an sich nicht sonderlich bemerkenswertes Landstädtchen, das bis vor kurzem wohl nur den nächsten Nachbarn bekannt war, obgleich es während des ganzen 18. Jahrhunderts sich als Modebad eines guten Rufes erfreute und zahlreiche Gäste zur Kur und Kurzweil in seinen Mauern versammelte, von denen hier nur die beiden berühmtesten genannt werden mögen: Schiller und Goethe.

Zu den Badeanlagen in Lauchstädt gehörte seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch ein kleines Theater ( wenn man einen Bretterschuppen, auf welchem Theateraufführungen statt fanden, so nennen darf), das zur Ergötzung der Kurgäste nicht wenig beigetragen haben mag. Berühmt wurde dieses Theaterspiel aber erst um die Jahrhundertwende, als Goethe selbst die Leitung in seinen Hand nahm und mit Eifer den Neubau des Schauspielhauses betrieb, das im Juni 1802 in seiner Gegenwart eröffnet wurde. Doch bald verblich in den Kriegswirren und unruhigen Zeitläufen des Musentempels leuchtender Stern; Staub begann sich auf Lauchstädts Bad und Theater zu lagern, und erst dieser Tage ist das Goethe-Theater wieder weiteren Kreisen bekannt geworden, und wie einst vor 100 Jahren haben wiederum fröhliche und geputzte Menschen jene durch die Manen des großen Mannes geheiligte Stätte aufs neue aufgesucht.

Das Verdienst, das Lauchstädter Theater noch gerade vor seinem gänzlichen Verfall gerettet zu haben, gebührt den Geheimen Kommerzienrat Lehmann, einem angesehenen Halleschen Bürger, der nach langen und umständlichen Verhandlungen mit der preußischen Regierung die Wiederherstellung des Theaters auf seine Kosten unternahm und die ebenfalls in Halle ansässigen Architekten Lehmann und Wolff mit der Ausführung dieser Erneuerung betraute, die im Frühjahr 1907 begann und im Mai dieses Jahres vollendet wurde. Baumeister Gustav Wolff hat unter dem Titel...Das Goethe-Theater in Lauchstädt ...eine kleine Schrift veröffentlicht, in der die Geschichte Theaters und des Bades sehr lebendig und anschaulich geschildert ist. Die nachstehenden Angaben sind jenem kleinen Heft entnommen, doch mag dabei auch auf das umfangreichere Werk von Doebber ….Lauchstädt und Weimar...hingewiesen sein.

Goethe weihte den Bau im Jahre 1802 ein. Er besteht aus einem mit Orchester etwa 20 Meter langem und 12 Meter breitem Zuschauerraum (Parterre) mit Umgang und darüber befindlichem zweiten Umgang (Rang und Logen) . Der untere Umgang ist gegen den Zuschauerraum vollständig abgeschlossen. Der obere nur in seinem hinteren Teil, wo eine Bretterwand den den rückwärtigen Abschluß der Logen bildet. Der Bühne gegenüber ist der Zuschauerraum, der alles in allem etwa 550 Personen fasst, halbkreisförmig geschlossen. An das Halbrund lehnt sich ein Vorbau , der eine Einganghalle aufnimmt mit Kasse und Nebenraum. Gleichzeitig hat die Treppe zum Rang hier ihren Antritt. Das Bühnenhaus enthält die 18 Meter breite und 9 Meter tiefe Bühne mit Hinterbühne, an die sich zu beiden Seiten Ankleidezimmer anschließen. Darüber befinden sich Requisitenräume. Der Zugang zur Bühne erfolgt durch eine abnehmbare Holztreppe an der Rückseite des Bühnenhauses. Gleichzeitig konnte die Bühne vom Umgang um das Parterre her betreten werden. Das äußere des Gebäudes bringt die Dreiteilung des Grundrisses klar zum Ausdruck. Die Umfassungswände des Theaters erheben sich auf einem Bruchsteinsockel in Fachwerk mit Lehmausmauerung. Das Dach war mit Holzschindeln eingedeckt.

So etwa sah das kleine Theater aus, das unter der lebhaften Anteilnahme Goethes von den Architekten Genz und Rabe errichtet wurde und bis zum Jahre 1814 in Benutzung war. Damals verkaufte man das Theatergebäude an den preußischen Staat. Allmählich hörten die Vorstellungen auf, umso mehr, als der Ruf des Bades Lauchstädt schnell abnahm. Auch der äußerliche Verfall des Gebäudes machte bei seiner leichten Bauart schnelle Fortschritte und bereits in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts musste man die heute noch vorhandenen äußeren Strebepfeiler aufführen, um die schwachen Umfassungswände, die dem Schub der Bohlenbogen auf die Dauer nicht Stand halten konnten, zu stützen. Inzwischen drangen Regen und Schnee durch die schadhaften Dachschindeln und machten sich emsig daran, das Innere nach besten Kräften zu zerstören. Erst im Sommer 1903 wurden die Pläne für die eingangs erwähnte Erneuerung sorgsam erwogen. Und doch vergingen noch fast vier Jahre, ehe die Betracht kommenden Behörden der Verwirklichung dieser Pläne Zustimmung erteilten.

Mit liebevoller Sorgfalt und künstlerischem Geschick haben dann die Architekten die Wiederherstellungsarbeiten ausgeführt. Nichts wurde willkürlich neu geschaffen, jedoch alles erneuert und ausgebessert. Die Dachbinder wurden wiederhergestellt und nach bedarf verstärkt, das Dach neu mit Schiefer eingedeckt, die Außenwände ins Lot gebracht und verputzt, wobei die erwähnten Strebepfeiler belassen werden mussten um die Standfestigkeit der Wände nicht zu erschüttern. Eine ganz besondere Liebe wurde der Erneuerung des arg mitgenommenen Inneren zugewendet und auch hier haben die Architekten sich peinlich bemüht, nur den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und keinen Zusatz ihrer eigenen Erfindungsgabe zu machen. Die Leinwanddecke des Zuschauerraums wurde wieder angebracht, in der alten Weise bemalt und der ganze Raum sowie auch die Bühne so wieder hergerichtet, wie beide einst gewesen waren. Sogar die alten Sitzbänke haben wieder Verwendung gefunden, nachdem ihre zerschlissene Polsterung erneuert war. Zur einige neue Zutaten sind vorgenommen, welche die Feuersicherheit des Hauses in einer den heutigen Anforderungen entsprechender Weise verbürgen, so die Aufführung einer massiven Trennwand zwischen Bühne und Zuschauerraum (an Stelle der ursprünglich hölzernen) und die Errichtung zweier zum obereren Umgang hinaufführenden Treppen. Auch ist über dem Zuschauerraum eine Rauchabzugsöffnung vorgesehen. Einige neue, unmittelbar ins freie führende Ausgänge wurden angelegt, und schließlich sind an geeigneten Stellen Aborte eingebaut worden, die -merkwürdig- bis dahin noch nicht vorhanden waren. Auch die nähere Ungebung des Theaters spürte die sorgende Hand der Baumeister. Durch allmähliches Höherlegen des den Theaterplatz umgebenden Straßen liegt dieses selbst nunmehr auf einen gegen die Umgebung vertieften Fläche. Hieran konnte nichts geändert werden, doch hat man den Platz mit freundlichen Anpflanzungen eingefasst sowie stellenweise mit einer niedrigen Futtermauer, die einfach und traulich zugleich einen schicklichen Abschluss des Ganzen bildet.

Der Erfolg hat den Architekten Recht gegeben. Wer die von hohen alten Bäumen beschatteten Wege des Kurgartens an einem schönen Sommertage betritt und sich dem Theater nähert, wird entzückt sein von der anheimelnden Wirkung, welche dieser einfache und schmucklose Bau auf den Beschauer ausübt. Und wenn der Wanderer, die einfache, mit roten Ziegeln gepflasterte Vorhalle durchschreitend in den Zuschauerraum eintritt, der ihm im Halbdunkel der hier kärglichen Tagesbeleuchtung seine anspruchslose und dabei so gemütliche Schönheit offenbart, dann wird er sich unwillkürlich umsehen, ob er nicht irgendwo in der Loge den „Herrn Geheimrat“ erblicken kann, der mit seinem Vorspiel „Was wir bringen“ vor mehr als 100 Jahres dieses kleine Schauspiel eröffnete.

Halle....Regierungsbaumeister Wentscher

Links zum Goethe-Theater Bad Lauchstädt

 

Informatinen zum Goethe-Theater

https://goethe-theater.com/

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Goethe-Theater_(Bad_Lauchst%C3%A4dt)

 

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Bilder zum Goethe-Theater

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Alte Ansichten zum Goethe-Theater

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Videos zum Goethe-Theater

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Gerhart Hauptmann-Spiele im Goethe-Theater 1912

1908...aus der Zeitschrift Zentralblatt der Bauverwaltung 1908

Fotos aus Bad Lauchstädt

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© Christian Kricke